Der Ausbau von Photovoltaikanlagen in ländlichen Regionen nimmt Fahrt auf – auch im Kanton Basel-Landschaft. Doch mit der Installation grosser Solaranlagen auf abgelegenen Bauernhöfen geraten die Stromnetze an ihre Belastungsgrenzen – und eine Grundsatzfrage kommt aufs Tapet: Wer trägt die Kosten, wenn für die Einspeisung der Solarenergie neue Trafostationen oder Leitungen gebaut werden müssen?
Eine politische Anfrage von FDPLandrätin Christine Frey rückt genau diese Frage und das Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Basel-Landschaft in den Fokus. Dort werde, so die Interpellantin, eine Beratung angeboten, wie Landwirte Fördergelder für Photovoltaikanlagen erhalten.
Frey möchte deshalb wissen, welche Rolle das Ebenrain innehat – insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Netzanschluss solcher Anlagen in abgelegenen Regionen häufig hohe Investitionen verlangt. Bestätigt ist bisher nur, dass das Ebenrain Themen wie erneuerbare Energie in der Landwirtschaft allgemein behandelt – etwa am Ebenraintag 2023. Ob dort aber tatsächlich eine spezifische Fachstelle für PVFörderberatung geschaffen wurde, ist bislang offen. Eine Antwort des Regierungsrats steht derzeit noch aus.
Stromverbraucher bezahlen
Brisanter aber ist die finanzielle Dimension. Denn während Landwirte von Förderprogrammen profitieren, zahlen für den Netzausbau meist die Stromkunden. Das geht aus den Antworten der regionalen Netzbetreiber, die diese Zeitschrift angefragt hat, klar hervor.
So hält die Primeo Energie AG fest, dass Investitionen in den Ausbau und Unterhalt des Stromnetzes je nach Kundenprofil 15 bis 30 Prozent der Stromkosten ausmachen. Primeo Energie investiert jährlich rund 50 Millionen Franken in die Netzinfrastruktur. Zwar müssten landwirtschaftliche Betriebe den Anschluss an bestehende Leitungen selbst finanzieren, doch sobald grössere Netzverstärkungen erforderlich werden, etwa neue Trafos oder Spannungserhöhungen, würden diese über die allgemeinen Netzentgelte gedeckt, so Primeo Energie. «Aktuell ist die Bereitschaft von Landbesitzern gering, Platz für neue Trafostationen zur Verfügung zu stellen. Das fordert uns sehr», schreibt Primeo Energie. Gleichzeitig sei die öffentliche Subvention für neue Netzanschlüsse seit 2025 so niedrig, dass sie kaum zur Rentabilität beitrage. Der Ausbau von Solaranlagen und Netzen verlaufe oft nicht synchron.
Ähnlich argumentiert die Stromanbieterin Genossenschaft Elektra Baselland, kurz EBL. Das Unternehmen betont auf Anfrage, dass abgelegene Betriebe mit schwacher Leitungsanbindung vor allem nachts keinen Eigenverbrauch hätten – der eingespeiste Strom müsse also vollständig abtransportiert werden. «Das bedeutet zusätzliche Netzlast – und mittelfristig steigende Netzkosten für alle Kundinnen und Kunden», heisst es.
Der kurze Überblick zeigt: Es besteht ein Zielkonflikt. Einerseits sollen dezentrale Solaranlagen gefördert werden, andererseits fehlt es an Infrastruktur, um deren Strom effizient und für den Verbraucher kostenneutral einzuspeisen. Die forcierte Energiewende erhöht den Druck auf die Versorger – was sich negativ auf die Strompreisstabilität für Konsumenten auswirkt. Die Kosten tragen also letztlich alle Stromkonsumenten.